Der Väterstammtisch im Januar - wie wir Väter werden

Das neue Jahr ist noch voller Frische. Dieses Gefühl mal mindestens eine Million kommt wohl annähernd ran, wenn zwei Menschen erfahren, dass sie Eltern werden. Schwangerschaft, jenes Wunder des Menschen seit Anbeginn und genau diese wundersame Zeit war Thema des ersten Väterstammtisches 2020: „Mann und Vater sein I - Die Zeit der Schwangerschaft.“

Nachdem ich kompakt und praktisch ins Thema einführte, begannen vielfältige Gespräche. „Damals habe ich mich tierisch gefreut Vater zu werden und trotzdem habe ich erstmal tage- und nächtelang daran zu kauen gehabt.“, „Ich hatte mir riesige Sorgen gemacht wegen unseres Sexlebens. Sie wollte plötzlich immer öfter Sex haben und ich war so gehemmt, weil ich damals noch dachte, dass ich unserem Kind damit wehtue oder es verletze.“ und „Ohne Zweifel freute ich mich Vater zu werden, wobei ich, glaube ich, überhaupt keinen blassen Schimmer hatte, was das heißen würde. Erst später, als unsere Tochter schon geboren war, merkte ich, wie ich ganz subtil immer mehr Arbeitsaufträge annahm, um nicht Daheim zu sein.“ sind einige wenige Auszüge guter und vor allem bewegender Gespräche.

Sicherlich reden wir heute von Geschlechtervielfalt und Rollenveränderung. Wie schwer und teils unwirklich sich das im alltäglichen Leben umsetzen lässt bzw. umgesetzt wird, schafft es weit weniger an die Öffentlichkeit. Daher ist es - zumindest für mich - immer wieder sonderbar im Sinne von überraschend, freudvoll, „endlich“ und „ich bin doch nicht der Einzige“ zugleich. Als einer der Väter - mit augenscheinlich viel Überwindung - anfing von seinem Elternhaus, allen voran seinen eher bescheidenen Erfahrungen mit seinem eigenen Vater zu berichten, fiel mir und - so glaube ich gesehen zu haben - auch einigen anderen ein sehr alter Stein vom Herzen. „Wer war mein Vater eigentlich?“, „Wie hat er mich behandelt?“, „Welche Beziehung lebten mir meine Eltern vor?“ und zu gegebener Zeit vielleicht sogar Fragen wie „Welche Erfahrungen hat mein Vater wiederum mit seinem Vater?“, ja „Wie ist eigentlich unsere Familiengeschichte an sich (und in besonderen Bezug zu den Männern)?“. Es erstaunt mich immer wieder, dass selbst junge Männer und Väter, in Zeiten des Internets, von Messengern und Foren aller Art den Eindruck haben allein mit „ihren“ Themen zu sein.

Hierin sehen wir einen essenziellen Auftrag unserer tagtäglichen Arbeit im Väterzentrum Dresden und direkt bei Papaseiten. Vätern bewusst machen, dass es großartig ist Vater zu werden bzw. zu sein und sich mit all den verständlichen Gedanken und Empfindungen, die das mit sich bringt, einfach auszutauschen mit anderen Vätern. Man(n) selbst hat was davon, die Partnerschaft und Freundschaften haben was davon und insbesondere die Beziehung zu den Kindern kommt in den Genuss zuvor nie gekannter Tiefen und eines bewussteren Miteinanders.

Tom Hohlfeld

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